Aufgaben der Lehre im Fachbereich MaschinenbauIm Fachbereich Maschinenbau kommt dem Fachgebiet Arbeitswissenschaft/Ergonomie die Aufgabe zu, das elementare fachliche Wissen bereitzustellen, das notwendig ist, um im System Mensch-Arbeit" Gestaltungsspielräume unter humanbezogenen Aspekten zu nutzen. Nach dem Motto, der Mensch - das Maß aller Dinge", geht es hierbei primär um die Anpassung der Technik an den Menschen und nicht umgkehrt. Arbeitswissenschaftliche Denkweisen haben gerade im Maschinenbau eine lange Tradition, und weil gerade Maschinenbau-Ingenieure Apparate und Geräte, Vorrichtungen und Anlagen sowie Produktionseinrichtungen und Fertigungslinien zu entwickeln und zu konstruieren haben, ist menschengerechte Arbeitsgestaltung verständlicherweise schon seit langem mit den Zielen ingenieurmäßigen Denkens verbunden. Bei der außerordentlichen Ausweitung technischer Innovationen ist aber der gesunde Menschenverstand" heute oft überfordert, so daß ein frühzeitiges Abschätzen von eventuell ungünstigen Auswirkungen der Technik auf die Komponente Mensch im Arbeitsprozeß nicht allein dem intuitiven Genius und seinen mehr oder weniger glücklichen Einfällen überlassen werden darf. Deshalb wird von der Arbeitswissenschaft im Fachbereich Maschinenbau das unverzichtbare Basiswissen für die Bewertung menschlicher Arbeit bereitgestellt. Ohne Kenntnisse über den biologischen Hintergrund, ohne Wissen um die Funktionsweise des menschlichen Organismus, ohne Wissen um die Prozesse bspw. bei der optischen und akustischen Informationsaufnahme bliebe arbeitswissenschaftliches Bemühen beschränkt auf mechanistische, und damit sterile Aktivitäten. Das heute so weit verbreitete strikte Anwenden von ergonomischen Regeln, Richtlinien und Handlungsanleitungen, die kaum jemals den gleich hohen Genauigkeitsanspruch erheben können wie technische Regeln, kann der komplexen Problematik kaum angepaßt sein, mit der man stets konfrontiert wird, wenn menschlichen Belangen in einem Arbeitssystem adäquat Rechnung zu tragen ist. Aufbauend auf dem physiologischen" Fundament werden Vorlesungen angeboten, in denen im Sinne der Anpassung der Technik an die Eigengesetzlichkeiten des Menschen die ingenieurwissenschaftlich gestaltbaren Zielbereiche Arbeitsplatz und Arbeitsablauf", Arbeitsumgebung" und Arbeitsmittel" behandelt werden. In diesem angewandten arbeitswissenschaftlichen Vorlesungsangebot geht es z.B. um die anthropo-technische (d.h. mensch-technische) Gestaltung von Arbeitsplätzen und die humanbezogenen Aspekte der Arbeitsorganisation (Arbeitsstrukturierung). Ferner sind unter anderem Methoden des primären und sekundären Schallschutzes zu vermitteln und der Blick der Studenten zu schärfen für die Möglichkeiten der lärmarmen Konstruktion". Weitere Lehrgebiete zielen auf die ergonomische Auslegung von Bildschirmarbeitsplätzen, von Anzeigen und Displays, auf die Gestaltung von Stellteilen (sensorische und motorische Schnittstellenproblematik in Mensch-Maschine-Systemen) sowie auf die menschengerechte, d.h. handgerechte Gestaltung der Handseite" von Arbeitsmitteln und Produkten (Produkt-Ergonomie). In einer systematischen Aufbereitung der Gesetzmäßigkeiten und praktischen Erfahrungen auf dem Feld all dieser ingenieurmäßigen Gestaltungsmöglichkeiten ist den Studenten nahezubringen, daß sich vielfach Kompromißlösungen finden lassen, die sowohl unter den Gesichtspunkten der technischen Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit als auch unter Humanaspekten bestehen können, so daß eine Harmonisierung" von technischen und menschlichen Aspekten durchaus nicht nur graue Theorie sein muß. Die humanen Randbedingungen und Bedürfnisse des Menschen bei der Arbeit in physiologischer/psychologischer und sozialer Hinsicht sind dabei möglichst nicht in der jeweiligen Fachterminologie sondern in der Sprache der Technik zu vermitteln, so daß in gewohnten ingenieurwissenschaftlichen Denkweisen der Blick für die Probleme der heutigen Arbeitswelt geschärft, und das Rüstzeug in methodischer Hinsicht verbunden mit kritischem Sachverstand vermittelt wird. Im Bemühen, den Ganzheitsaspekten menschlicher Arbeit Rechnung zu tragen, sind meist verkettete" Erkenntnisaussagen und nicht nur isoliertes Spezialwissen nötig, um zu verhüten, daß der Mensch bei gutgemeinten Gestaltungsbemühungen vom Regen in die Traufe" kommt. Um den Stellenwert verschiedener Arbeitsbelastungen und Gestaltungsmöglichkeiten anschaulich zu machen, und um Studenten eigene Erfahrungen sammeln zu lassen, werden auch praktische Übungen an Modellversuchsständen angeboten. Im Rahmen von Studien- und Diplomarbeiten, die in institutsinternen Laboratorien oder an realen Arbeitsplätzen in der industriellen Produktion durchgeführt werden können, besteht die Möglichkeit, das erworbene Grundlagenwissen auch in die Praxis umzusetzen. Laut nebenstehender Aufstellung sind arbeitswissenschaftliche Lehrverstaltungen als Pflichtfächer, Wahlpflichtfächer oder Wahlfächer eingebettet in die integrierten D I- und D II-Studiengänge "Maschinenbau" (HS I) mit den Studienrichtungen "Konstruktion" und "Produktion" (Regelstudiendauer 7 Semester), "Allgemeiner Maschinenbau" (HS II) mit 7 verschiedenen Vertiefungsrichtungen sowie den D II-Studiengang "Maschinenbau" Studienrichtung "Internationale Projektierung" (jeweils Regelstudiendauer 9 Semester). "Arbeitswissenschaft", "Lärm und Schallschutztechnik" sowie "Angewandte Arbeitswissenschaft und Arbeitsschutz" sind auch Pflicht- bzw. Wahlpflichtfächer für Studenten des Lehramtes an beruflichen Schulen (Fachrichtung "Maschinenbau mit und ohne Fertigungstechnik") sowie für den 9-semestrigen universitären Studiengang "Wirtschaftsingenieurwesen". |
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